Masterarbeit im Fach Angewandte Musikwissenschaft
"Absolutes Gehör in der Praxis: Vor- und Nachteile der absoluten Enkodierung von Tonhöhen in der musikalischen Performanz sowie beim Musikhören", Klagenfurt, Alpen-Adria-Universität, Master-Arbeit, Mai 2013, 210 Bl.
Betreuer: Prof. Dr. Oliver Vitouch (derzeit Rektor der AAU in Klagenfurt)
Beurteilung: 1
Erhältlich als Taschenbuch (260 Seiten): "Absolutes Gehör in der Praxis: Vor- und Nachteile der absoluten Enkodierung von Tonhöhen in der musikalischen Performanz sowie beim Musikhören"
Verlag: AV Akademikerverlag (24. Juli 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3639856384 bzw. ISBN-13: 978-3639856385
Links: Amazon AV Akademikerverlag Thalia
Abstract (Deutsch):
In Musikerkreisen wird das absolute Gehör oft mit musikalischem Talent gleichgesetzt. Dennoch ist dieses Langzeitgedächtnis für Tonhöhen nicht immer ein Segen und hat oft gravierende Kehrseiten beim Musizieren und Musikhören.
Die Online-Studie von MORENO & DESCOMBES (1997) befragte erstmals Absoluthörer und Absoluthörerinnen zu ihren Vor- und Nachteilen. Es zeigte sich, dass viele Vorteile wie vom Blatt singen oder Spielen nach Gehör das Musizieren erleichtern. Hingegen ist das Spielen von Transpositionen eine echte Qual für die Ohren. Die Aussagekraft jener Studie ist gering, da auch Relativhörer/innen befragt wurden. In keiner anderen Studie wurden alle Vor- und Nachteile des absoluten Gehörs in der musikalischen Praxis untersucht.
Ziel der Studie war, dass diese Vor- und Nachteile des absoluten Gehörs überprüft werden, da die Studien entweder nicht aussagekräftig sind oder nur Teilaspekte abfragen. Daher wurde eine Interviewstudie (mit Leitfaden) bei Experten durchgeföhrt. Zusätzlich wurde eine spontane Testung zur Tonhöhenbenennung mittels einer Melodika durchgeführt.
Insgesamt nahmen 20 Personen teil (8 Männer und 12 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 35,8 Jahren). Die Interviews wurden persönlich, telefonisch oder via Chat (Skype) abgehalten. Die Teilnehmer/innen wurden zu musikpraktischen und phänomenologischen Aspekten beim Musizieren alleine und in Gruppen sowie zum Musikhören befragt. Das Vorgehen war einerseits mit deduktiven Kategorien sowie im Anschluss induktiv. Die Daten wurden mittels qualitativer und quantitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.
Aus den Ergebnissen ist zu entnehmen, dass das absolute Gehör mehr Segen als Ballast für die Personen ist. In den deduktiven Kategorien konnten 6 von 7 Vorteilen (fast) eindeutig bestätigt werden. Weiters wurden 5 von 6 Nachteilen nahezu bestätigt. Auf induktiver Ebene konnten zusätzlich 21 Vorteile (50 Nennungen) und 18 Nachteile (32 Nennungen) gewonnen werden.
Abschließend zeigt sich, dass auf Ebene der musikpraktischen und phänomenologischen Aspekte (wie absolute Tonalität, Synästhesie (6 Personen), deduktive sowie induktive Vor- und Nachteile) absolutes Gehör ein Segen für die Beteiligten ist. Einzig im Bereich des gemeinsamen Musizierens/Singens wurde diese Fähigkeit als (geringe) Belastung angesehen.
Zusammenfassend konnte durch diese Studie gezeigt werden, dass absolutes Gehör eine deutliche Erleichterung im Musizieren, Singen und/oder Musik hören ist und dass es hier noch weiteren Forschungsbedarf zu möglichen weiteren Vor- und Nachteilen gibt.
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Abstract (English):
Among musicians absolute pitch is set equal with musical talent. Never-theless, that long-term memory for pitches is not always a blessing. Behind there are also serious problems in performing and listing to music.
In the online-study of MORENO & DESCOMBES (1997) absolute pitch possesors were asked about their advantages and disadvatages in musical context. The result was, that advantages like singing from score or playing by ear is easier with absolute pitch. Otherwise there are disadvantages like playing transposition, which is a painful for the ears. The meaning of this study is low, because also relativ pitch possessors were asked. Any other study has discussed all aspects of absolute pitch in die musical practice.
The aim of the study was, to verify the ad- and disadvantages of absolute pitch, because there is any meaningful study and some just checked segments. Hence an interviewstudy was performed (with guide) in absolute pitch possessors. Furthermore a spontaneous measure for absolute pitch in a pitch-naming task was made usinga melodica.
Altogether 20 people participated (8 men and 12 women with an average age of 35.80 years). The interviews were held personally, telephonically or via chat (Skype). The participants were asked to practical music and phenomenological aspects in performing music alone or in groups and in listining to music. The procedure was on the one hand with deductive categories and on the other hand subsequently with inductiv categories. The data was analysed by qualitive and quantitative content analysis.
From the results it can be seen, that absolute pitch is more a blessing than a burden for the possesors. In the deductive categories 6 out of 7 advantages were (nearly) confirmed. Further 5 out of 6 disadvantages were almost confirmed. On inductive level 21 new advantages (with 50 nominations) and 18 new disadvantages (with 32 nominations) could be gained.
Finally this study shows that on the level of musical practise and phenomenological aspects (like absolute tonality, synaesthesia (6 people), deductive and inductive ad- or disadvantages abosolute pitch is a blessing for the possessors. Only in the field of performing in groups this abilty is a (small) burden.
In summary, that study showed that absolute pitch has clearly advantages in performing, singing and/or listing to music. Moreover there is still a need for research to the further advatages and disadvantages.
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